Kommen wir zu einer meiner absoluten sozialen Lieblingslügen Was wird seit Jahren gepredigt? Was haben wir verinnerlicht? Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Ja? Nein! Tun wir nicht. Wir leben in einer Lügengesellschaft, die uns vormacht, dass man durch eigene Leistung einen Stück vom großen Kuchen abbekommen könne.

Du musst Leistung vollbringen, immer. Du darfst dich nicht ausruhen. Du musst dich ständig neu definieren, weiterbilden, anstrengen. Der emsige Kalvinismus hat den rheinischen Katholizismus scheinbar ganz verdrängt. Konnte man früher noch ungestraft “ wird morgen erledigt“ sagen, so grenzt das heute schon an Majestätsbeleidigung und wird mit mindestens einem verständnislosen Kopfnicken vom Chef bestraft.
Wer was zu erledigen hat, der macht halt Überstunden, unbezahlte wohlgemerkt.
Besonders Politiker tragen diese Phrasen der Leistung-muss-sich-wieder-lohnen-Fraktion gerne vor sich her, und da besonders die der FDP. Natürlich, wenn der Politiker sich aus der Verantwortung stehlen will, sagt er einfach, dass der Bürgen eben selbst für sein Schicksal zuständig ist.
Ist er das wirklich? Sind wir heute noch wirklich unseres Glückes Schmied oder hat der Grad der Abhängigkeit von Dritten und deren Entscheidung ein Maß erreicht, der es unmöglich macht, aus der Gravitation des extern bestimmten Schicksals zu entkommen?
Die 68er suchten die Verantwortung in der Gesellschaft, heute suchen wir sie bei uns selbst.
Aber wovon hängt Erfolg ab? Ich würde sagen, zu 90% von Beziehungen, Glück und Selbstmarketing, und nur zu 10% von Leistung und Können. Damit fällt es außerhalb unseres Einflussbereichs, ob man im leben wirklich Bäume wird ausreißen können, oder immer nur das Rädchen im System bleibt.
Aber wieso haben dann so viele Erfolg? Analysieren wer es mal. Wie groß ist schon der Anteil der (erfolg)reichen in unserer Gesellschaft. Er ist abnehmend. Nur uns erscheint es so, als wären wir die einzigen Verlierer, weil die erfolglosen nie Erwähnung finden. Aber die sind in der Überzahl. Es ist wie im Poker: Die Spielbank stellt den Sieger ins Rampenlicht, um zu verschweigen, dass die absolute Mehrheit beim Glücksspiel immer nur verlieren kann.
So empfinde ich es auch. Die Mächtigen in unserer Welt haben die Spielregeln so angepasst, dass sie ihre Pfründe behalten. Und das geht nur, indem man das niedere Volk mit ein bisschen Wahlversprechen und steuerbefreitem Flugbenzin bei Laune hält.
Ich für meinen Teil mache da nicht mehr mit: Für mich gilt nur noch Dienst nach Vorschrift. Prost!